Pranayama - Die Lehre vom Atem

Prana ist eine Bezeichnung für die Lebensenergie (Sanskrit: Ur-Instinkt), “Yama“ kann man mit Disziplin übersetzten. Pranayama ist die vierte und die zentrale der acht Stufen des Patanjali (indischer Gelehrter). Es ist die Lehre von der Atemkontrolle, bestehend aus einer Reihe von Übungen. Die Ursprünge von Pranayama gehen bis auf die Upanishaden (Sammlung philosophischer Schriften des Hinduismus) zurück, und es kann wohl auch als älteste Form der Atemtherapie bezeichnet werden.

“Better breathing means better life" B.K.S Iyengar

Die meisten Menschen haben vergessen, wie man richtig atmet. Sie atmen flach, durch den Mund und beanspruchen ihr Zwerchfell kaum oder nur wenig. Sie nehmen so nur wenig Sauerstoff auf und füllen damit auch nur einen geringen Teil der Lungen. Dies führt zu einem Verlust an Spannkraft und mindert die Abwehrkräfte.

Wenn man bedenkt, dass Menschen tagelang ohne Nahrung und Wasser überleben können, aber sobald der Atem aufhört, nach ein paar Minuten qualvoll sterben, so ist die Beachtung, die wir dem Atem zukommen lassen, sehr gering. Dabei nehmen wir täglich bis zu 17 000 Atemzüge zu uns, beim Hochrechnen ergibt das durchschnittlich ungefähr 500 Millionen Atemzüge in unserem Leben.

Die Lungen sind für den heutigen, westlichen Menschen das einzige Organ, wessen Aktivität sie willentlich beeinflussen können. Das geht z.B., wenn wir bewusst den Atem anhalten, verlangsamen oder einfach schneller atmen. Trotzdem sind wir nicht darauf angewiesen, immer darauf zu achten, wie z.Bsp. während des Schlafes. Wir denken nicht darüber nach, wir atmen. Das bedeutet, dass jeder Mensch für seinen Atem verantwortlich sein kann. Er kann selbst dafür sorgen, wie viel und wann genügend Sauerstoff zugeführt wird. Er kann selbständig Müdigkeit überwinden, Konzentration schaffen und seine Durchblutung verbessern. Allein durch die Kraft des Atems kann ein Mensch einen Berg länger, weiter und höher besteigen, als mit reiner Muskelkraft. Jedoch bedeutet das, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.

Was bedeutet richtiges Atmen

Bei geschlossenem Mund durch die Nase atmen, voll ein- und ausatmen, um wirklich die Lunge vollständig einzubeziehen. Wenn man ausatmet, zieht sich der Bauch zusammen, das Zwerchfell hebt sich und massiert dabei das Herz. Beim Einatmen dehnt sich der gesamte Brustkorb, das Zwerchfell senkt sich wieder und massiert die Bauchorgane.

Es gibt verschiedene Techniken, bei denen jeweils mit verschiedenen Muskelgruppen, vor allem mit dem Zwerchfell, sowie mit Brust-, Bauch- und Beckenbodenmuskeln, die Atembewegungen kontrolliert werden.

Ausatmung, Einatmung und Atempausen werden beim Pranayama in ein bestimmtes Verhältnis zueinander gebracht. Werden die Übungen regelmäßig ausgeführt, wird das Atemvolumen vergrößert und der Atem wird immer länger und feiner. Das vegetative Nervensystem wird durch Pranayama nachweislich positiv beeinflusst, ebenso verbessert es die Sauerstoffbindungsfähigkeit der roten Blutkörperchen.

Übungen

Bei Pranayama-Übungen ist sehr wichtig, auf seine Grenzen zu achten, diese zu erkennen und auch zu akzeptieren.  Anfänger sollten sich in Pranayama von einem erfahrenen Lehrer einführen lassen, um Fehler bei diesen teilweise sehr intensiv wirkenden Atemübungen zu vermeiden. Geübte sollten ihre Atemtechniken immer wieder kontrollieren lassen, um evtl. Korrektruen oder Erweiterungen vornehmen zu lassen.
Unseren Gemütszustand kann man schnell am Atem erkennen. Wenn wir Angst haben atmen wir beispielsweise flacher und schneller. Wenn wir uns z.Bsp. erschrecken, setzt der Atem für ein paar Sekunden komplett aus. Die Atmung kann somit als Bindeglied zwischen den Vorgängen im Körper und den geistigen Prozessen betrachtet werden.

Fakt ist, dass man Stresssituationen mit gezielten Atemtechniken mindern wenn nicht gänzlich umgehen kann.